Die deutschen Handballer müssen bei den Olympischen Spielen zuschauen. Die Nationalmannschaft der Männer und der Frauen hat sich nicht für Olympia qualifiziert. Trotzdem gibt es zwei Herren, die uns voller Stolz vertreten werden. Das Schiedsrichtergespann Lars Geipel und Marcus Helbig wird in London pfeifen. Internationale Erfahrung haben sie bereits genügend. Erst im vergangenen Jahr pfiff das Gespann, das seit 1993 zusammenarbeitet, das WM-Halbfinale der Männer zwischen Frankreich und Schweden. Lars Geipel beantwortete unsere Handball.de-10-Fragen und erzählte von seinen Anfängen als Schiedsrichter, von Zuschaueranfeindungen und dem Moment, als er von seiner Olympia-Nominierung erfuhr. 1. Mein Spitzname ist… Ich habe keinen Spitznamen, habe nie einen gehabt. 2. Darum bin ich Handballschiedsrichter geworden… Ich wollte es besser machen als die Schiedsrichter, die früher bei meinen Spielen gepfiffen haben. Über die Entscheidungen der Schiedsrichter regte ich mich häufig auf. 16 Jahre war ich alt, als ich als Schiedsrichter anfing. Fünf Jahre habe ich parallel Handball gespielt und gepfiffen, danach war ich nur noch als Schiedsrichter aktiv. Neben dem Studium wäre der Zeitaufwand ansonsten zu groß gewesen. Außerdem hätte ich es als Handballspieler niemals in eine höhere Liga geschafft. Als Schiedsrichter war die Chance größer. 3. Wenn ich kein Schiedsrichter geworden wäre, dann wäre ich jetzt… vermutlich würde ich irgendwo in der Kreisklasse Handball spielen. Meine Tätigkeit als Schiedsrichter ist natürlich nicht mein Beruf. Hauptberuflich bin ich Redaktionsleiter bei der Mitteldeutschen Zeitung. Allerdings nicht im Sportjournalismus, sondern im Lokalbereich. 4. Mein Vorbild ist… Bernd Ullrich und Frank Lemmel waren früher meine Vorbilder. Als ich mit der Schiedsrichterei anfing, waren sie die Nummer 1 in Deutschland. Von solchen tollen Schiedsrichtern kann man sich immer etwas abgucken; besonders was die Körpersprache betrifft. 5. Meine sportlichen Ziele, die ich noch erreichen möchte… Ich möchte gerne so lange auf hohem Niveau pfeifen, wie es möglich ist. Es lässt sich schwer voraussagen, wie lange das sein wird. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, auch mit 50 noch in der Bundesliga zu pfeifen. 6. Der schönste Moment in meinem Leben war bisher… als ich für die Olympischen Spiele nominiert wurde. Ich war in der Redaktion und fand in meinem E-Mail Postfach eine Nachricht von der IHF, in der mir relativ formlos mitgeteilt wurde, dass ich bei den Olympischen Spielen mit dabei bin. Vor Freude habe ich die gesamte Redaktion zusammengebrüllt. 7. Auf diese Gegenstände kann ich am wenigsten verzichten… Auf meine Pfeife – eine handelsübliche Fox 40, die fast jeder Schiedsrichter der Welt besitzt. Ansonsten würde ich auf mein Handy nicht verzichten wollen. 8. Ein Traum, den ich mir gerne noch erfüllen möchte… Sportlich erfüllt sich mit den Olympischen Spielen bereits mein großer Traum. Ansonsten würde ich gerne eine Weltreise machen. Besonders Südamerika und Afrika würden mich interessieren. 9. Mein Tipp für Nachwuchsschiedsrichter… Auch nach Niederschlägen sollte man immer wieder aufstehen, sich immer neu motivieren. Wichtig ist auch, sich selber kritisch zu hinterfragen. Allerdings muss man auch weghören können, wenn Anfeindungen von Zuschauern kommen. Mit der Zeit lernt man, so etwas auszublenden. Wenn ich mich auf ein Spiel konzentriere, bin ich praktisch in einem eigenen Kosmos und bekomme das Drumherum kaum mit. 10. In 10 Jahren… werde ich hoffentlich weiterhin in der Bundesliga pfeifen. Ich könnte mir allerdings nicht vorstellen, irgendwann wieder unterklassig aktiv zu sein. Wenn es für die Bundesliga nicht mehr reicht, werde ich als Schiedsrichter aufhören.