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Silvio Heinevetter & Torsten Jansen im Interview

Die Sensation ist perfekt. Die Füchse Berlin stehen nach zwei Siegen gegen den HSV im Champions League Viertelfinale. Wir von Handball.de waren vor Ort und haben gleich nach Schlusspfiff mit einem glücklichen Silvio Heinevetter (Füchse Berlin) und einem frustrierten Torsten Jansen (HSV) gesprochen. 

Heinevetter: ,,Angst vor der Kulisse und einer Blamage 

Handball.de: Herr Heinevetter, haben Sie beim 12:17 Rückstand wirklich noch geglaubt, dass Ihre Mannschaft wieder zurück in das Spiel findet? Silvio Heinevetter: Ja, habe ich. Wir waren in Ballbesitz, machen das Tor und dann steht es nur noch 13:17. Vier Tore Rückstand bei noch 20 Minuten Spielzeit ist nicht sonderlich viel. Wenn wir unseren Stiefel herunterspielen, dann haben wir immer eine Chance. Das hat uns über die gesamte Saison ausgezeichnet. Auch heute: Wir sind dann anders aufgetreten, haben einen riesigen Charakter gezeigt. Normalerweise ist es nicht ganz einfach, in Hamburg ein Spiel zu drehen.Silvio Heinevetter: Natürlich war es eine schwierige Situation. Die Halle stand Kopf, die HSV Spieler wollten das Ding zumachen. Wir hatten in dieser Phase ein bisschen Angst vor der Kulisse und vor einer möglichen Blamage. Aber wir haben uns super zurückgekämpft. Nicht zuletzt weil Sie einige 100-prozentige Torchancen vereitelten Silvio Heinevetter: Das war Glück und vielleicht ein wenig Cleverness. Ich bin jetzt auch völlig fertig. Ihr Trainer äußerte sich vor dem Spiel sehr zurückhaltend und sagte, das Ergebnis bestimmt der HSV. Ward Ihr nicht doch selbstbewusster als Ihr öffentlich zugegeben habt? Silvio Heinevetter: Natürlich haben wir daran geglaubt. Wir haben nie gesagt, dass wir chancenlos sind. Aber um gegen den HSV eine Chance zu haben, muss wirklich alles passen. Und das war heute größtenteils, besonders in der Verteidigung, der Fall. Eins ist klar: Wenn der HSV wirklich seinen besten Handball spielen würde und das Tempospiel durchzieht, wären wir chancenlos. Sie machen viele Tore aus einem Gegenstoß. Das ist das Spiel des HSV. Aber wir konnten das heute gut unterbinden. Der Etat der Füchse beträgt nur 40 Prozent des Etats des HSV. Ist es trotzdem möglich, damit über viele Jahre eine Spitzenmannschaft zu sein? Silvio Heinevetter: Diese Zahlen sind doch völlig uninteressant. Wie hoch der Etat ist und wer wieviel Geld verdient, zählt nicht. Es geht nur um den Erfolg. Wenn man allerdings unseren geringeren Etat berücksichtigt, ist das Erreichen des Viertelfinales ein umso größerer Erfolg für uns. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg? Silvio Heinevetter: Es ist einfach unglaublich. Das müssen wir erst einmal sacken lassen. Wir sind eine Mannschaft, die Potential hat. Und wenn wir so zusammenbleiben, ist das gut. Die Füchse sind ein junger Verein, der mittlerweile in Berlin völlig etabliert ist. Sie machen einen stolzen Eindruck. Silvio Heinevetter: Ich bin auch stolz auf die Mannschaft. Schauen Sie sich Alexander Petersson an, der hat seit Monaten nicht mehr geworfen und wirft heute vier Tore bei vier Würfen. Auch unsere Abwehr war unheimlich stark. Oder Nincevic, der sich am Ende plötzlich als Spielmacher entpuppt. Aber zugegeben: Letztendlich war auch ein bisschen Glück dabei. Sie sollten sich selbst nicht vergessen: 21 Paraden sind eine tolle Leistung. Silvio Heinevetter: Wenn wir hinten gut stehen, machen mir es die Jungs natürlich auch einfacher. Ich kann lange warten und beobachten. Aber natürlich ist auch eine gute Torhüterleistung wichtig, um so ein Spiel zu gewinnen. Noch einmal zur Nationalmannschaft: Der Bundestrainer Martin Heuberger hat Sie für das nächste Länderspiel in Polen nicht nominiert, um Ihnen eine Pause zu gönnen. Sind Sie damit einverstanden? Silvio Heinevetter: Martin möchte halt auch andere Torhüter ausprobieren. Das ist ganz normal und völlig in Ordnung. Martin sagte mir, dass er mich gegen Polen nicht spielen lassen wird und hat mich gefragt, ob ich die Tage lieber nutzen möchte, um mich zu regenerieren. Schließlich ist es stressig, nach Polen zu fahren, wenn man sowieso nicht spielt. 

Jansen: ,,Nur mit Spaß erreicht man wenig“ 

Handball.de: Herr Jansen, der HSV führte nach 40 Minuten mit fünf Toren. Trotzdem steht Ihr nun mit leeren Händen da. Welche Erklärung gibt es dafür? Torsten Jansen: Ein Spiel dauert 60 Minuten und keine 40. In den letzten 20 Minuten haben wir zu viele klare Chancen nicht genutzt. In der Abwehr standen wir eigentlich gut. Natürlich passieren kleine Fehler, natürlich kassiert man Tore. Aber das Problem war, dass wir vorne die Chancen nicht genutzt haben. Was bedeutet das Champions League Ausscheiden nun für den HSV? Torsten Jansen: Es gibt noch andere Wettbewerbe. Über die Meisterschaft wollen wir in die Champions League, der Pokal ist auch noch nicht gegessen. War man sich nach dem Fünf-Tore-Vorsprung vielleicht zu selbstsicher? Torsten Jansen:Nun gut, wenn man mit fünf Toren führt, heißt das ja noch lange nicht, dass man 20 Minuten später immer noch führt. Wie schnell es im Handball gehen kann, haben wir alle gesehen. Ist der HSV vielleicht auch an einem sehr starken Silvio Heinevetter gescheitert? Torsten Jansen: Der hat schon einiges gehalten. Wenn man so viele klare Chancen vereitelt bekommt, war das natürlich eine tolle Leistung des Torhüters.  In der Bundesliga auf Platz vier abgerutscht, in der Champions League ausgeschieden. Der HSV steckt in einer Krise. Macht es in solchen Zeiten weniger Spaß, Handballprofi zu sein? Torsten Jansen: Nein. Das sind schließlich alles große Herausforderungen. Es ist ohnehin nicht jeden Tag Spaß, sondern viel Arbeit. Nur mit Spaß erreicht man wenig. „