Christian Sprenger: „Zuerst stand ich im Tor“

Am Wochenende schaut Handball-Deutschland nach Köln, wo das Final 4 stattfindet. Christian Sprenger könnte mit dem THW Kiel zum zweiten Mal die Champions League gewinnen. Handball.de stellt den 29-jährigen Rechtsaußen vor.  Ein Handballspiel dauert 60 Minuten und am Ende gewinnt der THW Kiel. So kommt einem jedenfalls diese Saison vor. Christian Sprenger möchte solche Aussagen nicht hören. Für Außenstehende mögen unsere Siege einfach aussehen. Aber ich kann sagen, dass hinter jedem Sieg viel harte Arbeit steckt“, stellt er klar. So wird es auch beim Final 4 am Wochenende in Köln sein. Sollte das deutsche Duell gegen die Füchse Berlin gewonnen gehen, warten im Finale Atletico Madrid (Spanien) oder AG Kopenhagen (Dänemark). 2010 feierte Sprenger bereits mit dem THW Kiel den Gewinn der Champions League. Sich erneut die europäische Krone aufzusetzen, wäre ein weiteres Highlight einer großen Handball-Karriere. Beim ersten Training ins Tor gestellt Christian Sprenger kam durch den Schulsport zum Handball: „Wir hatten eine Mannschaft, mit der wir bei der Stadtmeisterschaft gegen andere Schulen antraten.“ Er war 11 Jahre alt, als neue Spieler gesucht wurden und er probeweise zum Training ging. „Zuerst stand ich im Tor“, erinnert sich der heutige Rechtsaußen. „Das hat mir weniger gefallen. Ich wollte lieber Tore werfen“ Im Feld wurden seine Qualitäten schnell erkannt. Der Linkshänder durchlief die Jugendabteilungen des Ludwigsfelder HC, bis der SC Magdeburg ihn entdeckte. Als 15-Jähriger bezog er das Sportinternat des Bundesligisten. Rückblickend spricht er von einer schweren Zeit. „Meine Familie und meine Freunde waren auf einmal weit weg“, so Sprenger. Besonders die ersten sechs Monate verliefen unerfreulich. Er war ständig krank. Seine Mutter wollte ihn sogar wieder mit nach Hause nehmen. Doch den Traum vom Profihandball aufgeben? Das war für Sprengi (so sein Spitzname) keine Option. „Handballspieler ist mein Traumberuf“, stellt er klar. „Ab dem Zeitpunkt, als ich nach Magdeburg gegangen bin und merkte, dass etwas daraus werden kann, gab es für mich kein anderes Ziel mehr.“ Von Magdeburg nach Kiel Die Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann durchlief er nur, um für den Notfall eine kaufmännische Berufsausbildung in der Hinterhand zu haben. Eigentlich wollte er nur eins: Endlich den Sprung in die Bundesliga schaffen. In der Saison 2003/2004 war es dann soweit. Neben den Einsätzen für die SC Magdeburg Youngsters in der 2. Liga lief er regelmäßig in der 1. Liga auf. Sein erstes Bundesliga-Tor bezeichnet er als den schönsten Moment seines Lebens. „Ich habe eben so lange darauf hingearbeitet, in der Bundesliga zu spielen.“ Für eine Ablöse von 250.000 Euro wechselte Christian Sprenger 2009 zum THW Kiel. Bereits in den Vorjahren gab es Angebote aus dem Norden. Doch er sah nicht die Notwendigkeit für einen Umzug. „Ich hatte bereits bei einem der besten Vereinen der Welt gespielt. Magdeburg hatte eine super Mannschaft“, erklärte er gegenüber Spox. Trotzdem war der Wechsel letztendlich die richtige Entscheidung. Die Professionalität in Kiel habe ihn beeindruckt. „Wir Spieler können uns total auf Handball konzentrieren und müssen uns um nichts anderes kümmern“, erklärt er.  Ein ungewöhnlicher Sportler Christian Sprenger ist kein Sportler wie jeder andere. Das zeigt sich vor allem daran, dass er sich kaum für Sport interessiert. Er sympathisiert zwar mit dem FC Bayern München, sieht sich aber nur selten ein Spiel im Fernsehen an. Selbst bei einer Handball-Übertragung schaltet er nicht zwingend den Fernsehapparat ein. „Es gibt Wichtigeres als Handball“, lautet sein Motto. Mitspieler haben sich bereits über ihn lustig gemacht, weil er manche Gegenspieler kaum kennt. Christian Sprenger ist eben ein Mensch, der lieber selber Sport macht als nur zuzuschauen. Und das hoffentlich noch lange. „Zumindest bis ich Mitte 30 bin, möchte ich auf hohem Niveau Handball spielen“, sagt er. Nicht zuletzt deswegen hat er vor drei Jahren mit dem Rauchen aufgehört. Auch der Rückzug aus der Nationalmannschaft ist damit zu erklären, dass er seinen Körper schonen möchte, um noch lange in der Bundesliga zu spielen. Bis 2014 läuft noch sein Vertrag in Kiel. Eine weitere Vertragsverlängerung, aber auch eine Rückkehr zum seinem Herzensverein SC Magdeburg, dürften Optionen für ihn sein. Und danach? „Berufliche Pläne habe ich noch nicht“, sagt er. „Ausschließen kann ich lediglich, dass ich Trainer werde. Mich würde eher eine Funktion in der Spielervermarktung reizen.“ Und wer weiß: Vielleicht würde er sogar den Fernseher einschalten, wenn einer seiner Klienten spielt. „