Sven-Sören Christophersen ist ein Spieler, der in entscheidenden Situationen Verantwortung übernimmt. Nicht nur bei den Füchsen Berlin, sondern auch in der Nationalmannschaft. Bei der EM in Serbien traf er gegen den Gastgeber in letzter Sekunde zum 21:21, ließ den Traum von Olympia zumindest eine Zeitlang weiterleben. In solchen Situationen handele ich rein instinktiv“, verrät der 26-Jährige. „Man ist sich zwar bewusst, dass es die letzte Situation im Spiel ist. Trotzdem muss man sich frei von diesen Gedanken machen, sonst wäre man gehemmt.“ Schnelligkeit, Athletik, Dynamik – genau das schätzt der Rückraumspieler am Handball so sehr . „Es macht den Reiz aus, in der richtigen Sekunde die richtige Entscheidung treffen zu müssen.“ Ganz wie der Papa Sven-Sören Christophersen wurde in den Handballsport praktisch hineingeboren. Sein Vater war ein begeisterter Amateurspieler. „Meine Mutter hatte im Krankenhaus oft Spätschicht. Daher nahm mein Vater mich mit in die Halle“, erinnert er sich. Sieben Jahre war Sven-Sören Christophersen damals alt. Und wie es typisch für einen kleinen Jungen ist, wollte er seinem Vater hinterher eifern. „Ich spielte auch immer mit dem Ball herum, hatte Spaß daran. Irgendwann kam jemand auf die Idee, ich könnte der Jugendabteilung beitreten.“ Beim ATSV Stockelsdorf (Umkreis Lübeck) wurde er schnell zu einem Führungsspieler: „Ich war sehr ehrgeizig und habe mir früh das Ziel gesetzt, Handballprofi zu werden“, Viele Wohnortswechsel in jungen Jahren Als 18-Jähriger unterschrieb er seinen ersten Profivertrag beim TBV Lemgo. Über Hildesheim, den Wilhelmshavener HV und der HSG Wetzlar landete er im Jahre 2010 bei den Füchsen Berlin. Überdurchschnittlich viele Wohnortwechsel für einen jungen Menschen. „Glücklicherweise bin ich immer in sehr homogenen Mannschaften gelandet. Ich habe mich überall schnell wohlgefühlt“, erzählt er. „Allerdings ist es schwer, außerhalb des Sports Freunde zu finden.“ Umso mehr pflegt er den Kontakt zu seinen alten Freunden aus der Heimat. „Es ist einfach schön, Zeit mit ihnen zu verbringen. Gerade weil man als Handballprofi einem ständigen Leistungsdruck unterliegt. Ich möchte nicht nur in diesem Handball-Kosmos leben, sondern auch über den Tellerrand hinausschauen.“ Seine engste Bezugsperson ist seine Frau Katharina, die er über eine Schulfreundin kennenlernte. Im Sommer letzten Jahres fand die Hochzeit statt. „Das war ein einschneidendes, sehr positives Erlebnis“, sagt Sven-Sören Christophersen über die Feier im kleinen Kreis. Noch kein Meisterschaftskandidat Die Füchse Berlin haben sich zu einer Erfolgsmannschaft entwickelt. Wurde der dritte Platz aus der Saison 2010/2011 von vielen Experten als Überraschungserfolg abgetan, bestätigt der Hauptstadtclub diese Leistung nun. „Man hat uns vorausgesagt, dass wir aufgrund der Mehrbelastung mit der Champions League diese Saison einbrechen würden. Das ist nicht passiert.“ Er blickt optimistisch in die Zukunft. Als baldigen Meisterschaftskandidaten möchte Sven-Sören Christophersen die Füchse trotzdem nicht bezeichnen. „Dafür ist Kiel einfach zu dominant. Die könnten praktisch zwei Mannschafen aufstellen, die um die Meisterschaft spielen würden“, so Sven-Sören Christophersen. Nicht nur die Füchse, auch er selbst habe noch viel unausgeschöpftes Potential. Früher war Stefan Lövgren sein Vorbild, heute orientiert er sich gerne an seinem Mannschaftskollegen Iker Romero. „Er hat einen großen Erfahrungsschatz, spielt schon lange auf höchstem Niveau und hat gelernt, auch mit größten Drucksituationen umzugehen“, erklärt Sven-Sören Christophersen. „Auch im Defensivverbund gibt es Spieler, von denen ich noch viel lernen kann. Das ist ein Prozess, der niemals aufhört.“ Unerkannt durch Berlin Sein Vertrag bei den Füchsen Berlin läuft noch bis Sommer 2015. „Wir haben in Berlin eine schlagkräftige Truppe. Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt“, sagt Sven-Sören Christophersen. Eins ist sicher: Die Füchse Berlin haben stark an Popularität gewonnen. Sie sind gemeinsam mit Hertha BSC Berlin, Union Berlin (beide Fußball), Alba Berlin (Basketball) und den Eisbären Berlin (Eishockey) ein fester Bestandteil der Hauptstadt. Auch Sven-Sören Christophersen dürfte das bald zu spüren bekommen. Noch kann er unerkannt durch die Stadt gehen, wird nur selten angesprochen und nach Autogrammen gefragt. Eine Situation, die sich bei weiteren Erfolgen ändern könnte. Besonders wenn Christophersen die Füchse zum Champions League Gewinn verhelfen sollte. „