Andreas Rudolph spricht Klartext

Der HSV Handball ist gerettet. Der ehemalige Präsident Andreas Rudolph (59), der im Mai überraschend zurückgetreten war, hat es mit einer Hinterlegung von geschätzten fünf Millionen Euro möglich gemacht. Überhaupt wäre der Champions League Sieger von 2013 ohne die finanzielle Unterstützung des Medizinunternehmers schon längst von der Bundesliga-Landkarte verschwunden. Die Schätzungen seines finanziellen Engagements gehen auseinander. Laut des Hamburger Abendblatts könnte er in den vergangenen zehn Jahren bis zu 50 Millionen Euro in den Verein gesteckt haben. Gegenüber der Medien war er zuletzt zurückhaltend. Offizielle Statements gab es seit seinem jüngsten Rücktritt nur wenige. Bei einer spontan einberufenen Pressekonferenz am Freitag meldete er sich nun zu Wort. Andreas Rudolph über… … seine zweimalige Präsidentschaft: Ich habe mich im November des vergangenen Jahres zu der Präsidentschaft bereit erklärt, weil es dem HSV sehr, sehr schlecht ging. Es war vergleichbar mit der Situation 2004 / 2005 (damals übernahm Rudolph erstmals die Präsidentschaft und rettete den Verein vor der Insolvenz, Anm.d.Red.). Ich habe nun bereits zweimal finanziell große Anstrengungen unternommen, um die Insolvenz zu verhindern. Ich habe mich allerdings nicht dazu in der Lage gesehen und hatte auch gar nicht das Bedürfnis, die Zukunft des HSV Handball zu gestalten. Ich habe bereits 2010 mit einer einjährigen Vorankündigung gesagt, dass diese Ära zu Ende gehen muss.“ … fehlende Unterstützung: „Einige Menschen sind in den letzten Jahren nach außen getreten und haben angekündigt, den HSV Handball zu erhalten, ihm eine neue Zukunft und eine neue Struktur zu geben. Ich habe mich zurück gehalten, um diesen Menschen die Chance dazu zu geben. Mit einigen Weckrufen habe ich versucht, auch andere Menschen dazu zu bringen, zum HSV zu stehen. Leider ist das bis zum Dienstag um 16:56 Uhr nicht passiert. Kein einziger stand dem Geschäftsführer Holger Liekefett zur Seite und hat ihm aus der schwierigen Situation herausgeholfen. Die einzigen, die wirklich alles versucht haben, sind Holger, Frank Spillner (Interimspräsident) und mein Bruder Matthias (Aufsichtsratmitglied). Ich habe das nur oberflächlich begleitet.“ … den Kampf um die Lizenz: „So etwas habe ich in meinem gesamten Berufsleben noch nicht erlebt. Da wird von einem Sportgericht entschieden, dass jemand, der noch nicht einmal geladen war oder irgendeine Funktion hat, zu einer Bürgschaftserklärung aufgerufen wird. Im Urteil stand praktisch: Wenn der Herr Andreas Rudolph für alles gerade steht, bekommt der HSV die Lizenz. Klar ist: Die Unterlagen, die vom HSV Handball eingereicht wurden, waren richtig. Die Entscheidungsträger haben nur gedacht, vielleicht stimmt da eine Unterschrift nicht. Das wundert mich sehr. Denn unter all diesen Sachen stand auch mein Name. Dann habe ich es noch einmal unterschrieben und plötzlich galt es wieder. Es war alles sehr schizophren.“ … die Rücktritte von Aufsichtsratschef Wolfgang Fauter und dessen Kollegen Maximilian Huber: ,,Das hat mich persönlich sehr erbost. Ich finde es absolut respektlos, dass zwei Menschen, die schon seit Jahren mit dem HSV verbunden sind, nie den kleinen Finger erhoben haben, um zu helfen. Nun aber als allererstes sagen, so würde es nicht weiter gehen.“ … die Alternative 3. Liga: ,,Keiner darf denken, der HSV hätte in der 3. Liga gespielt, wenn ich nicht gebürgt hätte. Wie soll ein Verein in der 3. Liga spielen, der pleite ist? In der 3. Liga benötigt man vielleicht nur einen niedrigeren Etat. Trotzdem ist eine liquide Grundlage erforderlich. Es stellte sich nie die Frage: 3. Liga oder Bundesliga? Es ging einfach darum, ob es den HSV Handball zukünftig noch geben wird.“ … seine finanzielle Unterstützung und seinen Einfluss: ,,In den Medien wurden viele Summen genannt. Einige sind richtig, einige sind nicht richtig. Jeder sollte Verständnis dafür haben, dass ich Bescheid wissen möchte, wofür mein Geld verwendet wird. Das wäre bei anderen Menschen doch auch nicht anders. Es ist aber respektlos, wenn jemand behauptet, ich hätte mich in den letzten Wochen oder Monaten in die Strukturen des Vereins eingemischt. Das habe ich nicht getan. “ … seine eigene Zukunft: ,,Ich werde weder in einem Amt noch in irgendeiner Funktion dem HSV Handball weiter zur Verfügung stehen, außer dass ich gerne beratend zur Seite stehe. Ich habe meine Zeit anders geplant. Ich bin ein alter Mann und Zeit gibt es nur einmal. Von daher bin ich nicht derjenige, der sagt, wie es mit dem HSV weiter geht.“ … seine emotionale Bindung zum HSV: ,,Ich werde emotional immer stark mit dem Verein verbunden bleiben. Mir liegt der HSV Handball am Herzen. Mir liegen die Jungs und die Kollegen am Herzen – und natürlich auch das, was wir hier geschaffen haben. Ich stehe mit vielen Spielern in einem regelmäßigen Kontakt, sogar zu ehemaligen Spielern.“ … die Zukunft des HSV: ,,Ich bin überzeugt, dass der HSV Handball sportlich und organisatorisch eine ganz wichtige Rolle in der Handball Bundesliga spielen wird – ganz egal mit welcher Truppe. Die Mannschaft wird kommende Saison einen ganz anderen Teamspirit auf die Platte bringen. Ein Davor Dominikovic hatte zum Beispiel auch andere Vertragsangebote, hat aber für ein weiteres Jahr bei uns unterschrieben. Auch Spieler wie Kentin Mahe oder Adrian Pfahl wollen mit vollem Herzen angreifen. Im vergangenen Jahr hat es der Mannschaft etwas an Teamspirit gefehlt. Nun aber rückt die Mannschaft wieder enger zusammen.“ … den Herzinfarkt von Trainer Martin Schwalb: „Das trifft mich unheimlich. Wenn man so lange mit jemandem zusammengearbeitet hat und so etwas passiert, ist man meistens sprachlos. Ich hoffe, dass es nicht ganz so schlimm ist und er schnell wieder auf den Damm kommt. Dagegen ist alles andere Nebensache. “ „