Bye Bye Gille-Brüder

Die Tage von Guillaume (35) und Bertrand Gille (33) in Hamburg sind gezählt. Im Februar kündigten die Brüder an, nach der Saison in ihre Heimat Frankreich zurückzukehren und für Chambéry Savoie HB zu spielen. Am 16. August bestreiten die Brüder mit Chambéry ein Abschiedsspiel in der Sporthalle Hamburg gegen den HSV. Hamburg verliert zwei ihrer Identifikationsfiguren, die seit der Vereinsgründung 2002 für den HSV auflaufen. Es waren verdammt geile zehn Jahre“, sagte Bertrand Gille gegenüber Medienvertretern, „es ist fast so, als wären wir hier als Kinder angekommen und nun erwachsen.“ Er selbst war 24 Jahre, Guillaume Gille 26 Jahre alt, als sie nach Hamburg kamen. Ihr jüngerer Bruder Benjamin Gille blieb der französischen Liga treu. Die Anfangszeit in Deutschland war nicht einfach. „Am Anfang gab es um den Verein herum viel Mist, die Spieler hatten Probleme, es hagelte negative Schlagzeilen“, sagte Guillaume Gille in einem Interview mit Guten Morgen Hamburg. ,,Deshalb war die Integration für uns, obwohl wir ja privilegiert sind, genauso schwierig wie für einen Arbeiter. Entscheidend ist: Du musst die Sprache verstehen.“ Über Hamburg wussten die Brüder nicht viel. Sie kannten lediglich den Fernsehturm und den Hamburg-Marathon. Mittlerweile schätzen sie die Hansestadt sehr. Laut Bertrand Gille habe es sich bestätigt, dass Hamburg eine der schönsten Städten sei: „Es gibt so viele schöne Ecken, so viele Veranstaltungen, Hamburg ist multikulturell.“ Trotzdem sprachen nun viele Gründe für eine Rückkehr nach Frankreich. Bertrand Gille schreibt eine Doktorarbeit in politischer Wissenschaft. Mit Chamberly ließe sich das besser vereinen, erklärte der 33-Jährige. Außerdem möchte man den Kindern etwas von der französischen Kultur mitgeben, fügte der dreimalige Familienvater Guillaume Gille hinzu. Auf der Straße meist unerkannt Rückraumspieler Guillaume Gille und Kreisläufer Bertrand Gille gehören zu den besten Spielern, die jemals in der Handball Bundesliga aufgelaufen sind. Trotzdem wurden sie in Deutschland nie zu Superstars. Während ein Pascal Hens und ein Johannes Bitter jedem Sportfan ein Begriff sein dürften, sind die Gille Brüder vorwiegend unter Handballfans bekannt. Gelitten haben sie darunter nicht. Guillaume Gille schätzt es sehr, gemeinsam mit seiner Frau ungestört einkaufen gehen zu können. Ohnehin dürften sie glücklich sein, in ihrer Freizeit vom Sport abschalten zu können. Die beiden Brüder, die nahe beieinander wohnen, unterhalten sich privat nur selten über ihren Beruf. „Ich will meine Arbeit nicht mit nach Hause bringen“, sagte Bertrand Gille, der als ein bescheidener Mensch gilt. Spricht man ihn darauf an, dass er im Jahre 2002 zum Welthandballer gewählt wurde, winkt er meist ab. Er sehe den individuellen Erfolg als nichts Besonderes an. Die Mannschaft sei viel wichtiger. Denn der individuelle Erfolg sei nichts wert, so behauptet er, wenn man ihn nicht teilen könne. Diese Bodenständigkeit hat die Brüder in Hamburg beliebt gemacht. Wenn sie eine überragende Leistung abliefern und von den Medien als Man of the Match bezeichnet werden, weisen sie meist auf die geschlossene Mannschaftsleistung hin. HSV hat Gille-Brüdern viel zu verdanken"Der HSV Handball hat den Gille-Brüdern viel zu verdanken, die beiden haben schon so viel für den Handball in Hamburg getan“ sagte HSV-Präsident und -Geschäftsführer Martin Schwalb zum bevorstehenden Abschied. „Sie gehören bald seit zehn Jahren zu den Leistungsträgern, und das werden sie in der restlichen Saison sicher weiterhin unter Beweis stellen. Wir werden ihnen einen tollen Abschied bereiten.“ Bis es aber soweit ist, wollen die Gilles noch einiges für den HSV leisten. Besonders auf den Gewinn der Champions League haben sie es abgesehen. ,,Wir werden nach wie vor alles für den HSV tun, den wir in unserem Herzen tragen, um das Beste aus der Saison heraus zu holen“, sagte Bertrand Gille, der gemeinsam mit seinem Bruder in Hamburg bald schmerzlich vermisst werden dürfte. „