Matthias Flohr: Die Frohnatur aus Hamburg

Matthias Flohr zählt zu den Urgesteinen des HSV Hamburgs. Seit dem Jahre 2004 steht der 29-Jährige in der Hansestadt unter Vertrag. In den knapp acht Jahren wurde er zwar nicht zum Superstar, aber zu einem wichtigen Bestandteil des Deutschen Meisters. Über all die Jahre war der gebürtige Aachener in der Verteidigung flexibel einsetzbar, vorwiegend als Linksaußen und als Kreisläufer. Und selbst wenn er sich auf der Bank wiederfand, machte er nie schlechte Stimmung. Matthias Flohr ist eine Frohnatur. Handball.de Mitarbeiter Oliver Jensen traf ihn zum Gespräch. Wir haben Freitagvormittag: Die HSV Handballer haben am Vorabend das Champions-League-Vorrundenspiel gegen RK Cimos Koper bestritten und 27:27 gespielt. In einem noblen Sportstudio wird nun lediglich ein kleines Fitnesstraining absolviert. Kurz vor 12 Uhr ist das Workout beendet. Die Spieler verschwinden in den Umkleidekabinen. Einige Spielerfrauen haben es sich im Bistro gemütlich gemacht, warten auf ihre Männer. Kurz darauf erscheint Matthias Flohr zum Gespräch mit Handball.de. Hallo, ich bin Matti“, sagt er sichtlich gut gelaunt. Nicht alle Profisportler erscheinen so fröhlich zu Interviews. Vielen ist bei Presseterminen anzumerken, dass Gespräche mit Journalisten für sie eine nervige Angelegenheit sind. Nicht so bei Matthias Flohr. Er hört den Fragen aufmerksam zu, antwortet sachlich und hat trotzdem immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Auf die Frage, was der schönste Moment in seinem Leben war, nennt er das Kennenlernen seiner Frau. „Würde ich das jetzt nicht sagen, bekäme ich zu Hause bestimmt Ärger“, sagt er herzhaft lachend. Seine Fröhlichkeit ist ansteckend. Matti besäße die Fähigkeit, seine Mitmenschen zu begeistern und zu motivieren, sagte sein Jugendfreund David Breuer (ebenfalls ein Handballspieler) einmal. Das Gespräch bestätigt das. Fußball war seine Leidenschaft 
Matthias Flohr wollte ursprünglich nicht Handballspieler, sondern viel lieber Fußballspieler werden. „Piere Littbarski, Thomas Häßler, Toni Polster – das waren meine Stars“, sagt der Fan des 1. FC Köln. „Ich war nicht so talentiert, dass ich damit irgendwann meinen Lebensunterhalt hätte verdienen können“, gibt er zu. Umso erfreulicher, dass er an den Handballsport geriet. „Als ich anfing, damals war ich in der 5. Klasse, hat mich der Sport sofort fasziniert“, erinnert er sich. „An unserer Schule hatte eine Handball AG aufgemacht. Unser Trainer war sehr engagiert, hat mich bis zur B-Jugend begleitet.“ Als 15-Jähriger erlitt er einen herben Rückschlag: Ein Sehnenabriss am Sitzbeinhöcker setzte ihn neun Monate außer Gefecht. „In jedem Sportlerleben gibt es Höhen und Tiefen“, lautet daher sein Fazit. „Keine Karriere verläuft gerade. Genau wie es in der Liebe jeden einmal hart treffen kann, ist es im Sport nicht anders. Aber letztendlich ging es bei mir meist bergauf.“ Im Jahre 2001 ging er zum Zweitligisten Ahlener SG, bevor er im Jahre 2004 zum HSV wechselte. „Mit der Deutschen Meisterschaft haben wir bereits den am schwersten zu erreichenden Titel geholt. Es wäre toll, das noch einmal wiederholen zu können“, sagt er über seine weiteren Ziele. In der Nationalmannschaft blieb der Durchbruch verwehrt Fast alle Spieler des HSV Hamburg sind ein fester Bestandteil ihrer Nationalmannschaft. Matthias Flohr allerdings blieb der Durchbruch in der DHB-Auswahl verwehrt. „Nur“ 15 Länderspiele hat er vorzuweisen. Auch Bundestrainer Martin Heuberger, der laut eines Interviews die Spielweise von Matthias Flohr sehr schätzt, verzichtete bei der Europameisterschaft 2012 in Serbien auf den vielseitigen Verteidiger. Flohr nahm seine Nichtberücksichtigung gefasst zur Kenntnis. Er habe ohnehin nicht damit gerechnet, nominiert zu werden. Er weiß nur allzu gut: Seine Vielseitigkeit ist nicht nur ein Segen, sondern auch ein Fluch. Seine Kollegen haben sich auf eine Position spezialisiert und besondere Fähigkeiten entwickelt. Und genau das fehlt Matthias Flohr. Er spielt auf vielen Positionen sehr gut, aber auf keiner überragend. Aufgegeben hat er den Traum von weiteren Spielen für die Nationalmannschaft trotzdem nicht. Er wolle weiterhin Gas geben, vielleicht klappt es dann mit der Nationalmannschaft. Eins ist sicher: Der deutschen Nationalmannschaft würde eine solche Frohnatur gut tun. „