Christian Dissinger: In der Schweiz in Ruhe weiterentwickeln““

Christian Dissinger ging einen ungewöhnlichen Weg. Nachdem der Rückraumspieler mit der TSG Friesenheim im Sommer 2011 abgestiegen war, wechselte er in die Schweiz zu Kadetten Schaffhausen. Mit Handball.de sprach der 20-Jährige über die Swiss Handball League, seinen Kreuzbandriss und über seine Ambitionen für die Nationalmannschaft. Herr Dissinger, vor einem Jahr sind Sie von der TSG Friesenheim zu Kadetten Schaffhausen in die Schweiz gewechselt. Wenn Sie zurückblicken: Welche Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz sind Ihnen zuallererst aufgefallen? 
Christian Dissinger: "Hier ist alles etwas kleiner. Wir haben weniger Zuschauer. Bei normalen Ligaspielen kommen 600 Menschen in die Halle, bei Playoff-Spielen 1.500. Auch vom spielerischen Niveau ist es nicht vergleichbar. Nur die ersten drei oder vier Mannschaften könnten vielleicht in der Bundesliga mithalten. Trotz allem habe ich mich hier schnell integriert." Warum sind Sie nach dem Abstieg der TSG Friesenheim überhaupt in die Schweiz gewechselt? Gab es keine Angebote aus der Bundesliga? 
Christian Dissinger: "Doch, ich hatte ein, zwei Angebote aus der Bundesliga. Das Konzept von Schaffhausen hat mich überzeugt. Es ist toll, international spielen zu können. Außerdem kann sich ein junger Spieler in der Schweiz gut und in Ruhe weiterentwickeln. In dieser Liga bin ich nicht jedes Spiel zu 100 Prozent gefordert. Man kann durchaus einmal mit 80 oder 90 Prozent spielen." Inwiefern unterscheidet sich das Spiel in der Schweiz von dem in Deutschland? 
Christian Dissinger: "Hier machen die Mannschaften mehr Fehler. Gerade in der Abwehr sind sie nicht so gut ausgebildet wie in Deutschland. Das betrifft zumindest die Mannschaften, die in der Tabelle nicht ganz vorne stehen. Die Leistungsunterschiede sind groß. Ein Spiel zwischen dem Tabellenführer und dem Tabellensiebten kann durchaus mit 20 Toren Unterschied ausgehen." Wie groß ist das öffentliche Interesse in der Schweiz am Handball? 
Christian Dissinger: "Natürlich kann jeder etwas mit Handball anfangen. Im öffentlichen Interesse steht unser Sport allerdings kaum. Dass GC Amicitia Zürich als Großstadtverein nicht mehr oben mitspielt, hat die Popularität vor einigen Jahren sinken lassen. Trotzdem sehe ich nun eine positive Entwicklung. Unser Einzug in das Achtelfinale der Champions League hat bewiesen, dass bei uns die Beliebtheit steigt. Die Halle war bei den Topspielen sogar ausverkauft (3.150 Zuschauer, Anm. d. Red.). Bei uns in Schaffhausen kennt jeder den Verein und die Liga. Thun ist ebenfalls eine Handball-Hochburg. In den anderen Städten ist es sicherlich schwieriger. Besonders in den Großstädten wie Basel oder Bern."