Stefan Kretzschmar zählt zu den Aushängeschildern des deutschen Handballs. Vor fünf Jahren beendete der 39-Jährige seine aktive Laufbahn. Als SPORT1-Experte und Aufsichtsratmitglied des SC DHfK Leipzig ist er weiterhin nahe am Geschehen. Im ersten Teil des Handball.de Interviews spricht Kretzsche“ über die bevorstehende Bundesliga-Saison und die deutsche Nachwuchsförderung. Handball.de: Herr Kretzschmar, wird der Meisterschaftskampf in der kommenden Saison genauso langweilig wie letzte Saison?
Kretzschmar: "Das hoffe ich nicht. Wenngleich ich davon ausgehe, dass der THW Kiel wieder Meister wird. Aber hoffentlich nicht wieder in dieser Dominanz und ohne Punktverlust. Mehr Spannung würde der Liga gut tun. Es gibt durchaus vier oder fünf Mannschaften, die die Kieler eventuell besiegen können und nicht in Ehrfurcht erstarren werden." Handball.de: Können die Abgänge, besonders der von Kim Andersson, den THW schwächen?
Kretzschmar: "Kim wird der Mannschaft fehlen. Er war der überragende Spieler der letzten Saison. Auf seiner Position ist er sogar der beste der Welt. Aber Christian Zeitz hat bereits bewiesen, Andersson ersetzen zu können. Mit Marko Vujin haben Sie zudem jemanden geholt, der die Lücke ebenfalls schließen kann, sofern er in eine gute körperliche Verfassung gebracht wird. Der THW bleibt der Favorit Nummer 1 und hat drei der fünf besten Rückraumspieler der Welt im Kader." Handball.de: Flensburg-Handewitt, Füchse Berlin, HSV, Rhein-Neckar Löwen – wer ist der große Konkurrent?
Kretzschmar: "Die Hamburger dürften von der letzten Saison die Schnauze voll haben. Die werden genauso motiviert sein wie die Kieler voriges Jahr, als ihnen die Meisterschaft vom HSV weggeschnappt wurde. Unter Martin Schwalb finden Sie bestimmt wieder in ihre Erfolgsspur. Das Team ist im Wesentlichen zusammengeblieben und fast identisch mit der Meistermannschaft – abgesehen von den Gille Brüdern. Berlin und Flensburg sind die beiden Teams, die sich am konstantesten weiterentwickelt haben. Sie können Kiel in Bedrängnis bringen." Handball.de: Und wie sieht es mit den Löwen aus?
Kretzschmar: "Die Löwen haben früher ohne richtigen Plan wahllos eingekauft. Sie haben nicht darauf geachtet, wie sie ihre Mannschaft zusammenstellen. Dieses Jahr haben Sie eine junge und dynamische Truppe, die was bewegen kann und vor allem die Identifikation in der Region erzeugen kann. Das ist der Unterschied. Daher sind mir die Löwen nun sehr sympathisch. Aber niemand weiß, wie sie sich einspielen werden. Sie haben einen fast komplett neuen Rückraum." „