Ein Spielerberater erzählt…

Spielerberater sind die großen Unbekannten im Profisport. Fast jeder professionelle Handballspieler hat einen Berater, doch die Öffentlichkeit weiß nur wenig über sie. Handball.de sprach mit Björn Schultz, geschäftsführender Gesellschafter von "INTEAMSPORTS handball", über diese Tätigkeit. "INTEAMSPORTS" vertritt unter anderem Spieler wie Christian Sprenger, Silvio Heinevetter, Lars Kaufmann und Uwe Gensheimer. Handball.de: Herr Schultz, wie wird man eigentlich Spielerberater?
Björn Schultz: Bei mir entstand das aus meiner Freundschaft und Zusammenarbeit mit Henning Fritz. Er wollte eine Webseite programmieren lassen. Ich habe ihm das abgenommen und so entstand die Idee, seine Vermarktung zu managen. Durch meinen Geschäftspartner Erik Göthel (ehemaliger Profispieler, Anm. d. Red.) der vom SC Magdeburg zu Concordia Delitzsch wechselte, lernten wir junge Talente wie zum Beispiel Silvio Heinevetter und Lars Kaufmann kennen, welche damals dort spielten. Wir erkannten, dass gerade junge Spieler eine gute und seriöse Beratung brauchen und wollten das bieten. So haben wir eine Firma aufgestellt, die diese Facetten anbietet und die von ehemaligen Top-Sportlern geführt wird.“ Handball.de: Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um als Spielerberater aktiv zu werden? 
Björn Schultz: „Die Grundvoraussetzung ist eine juristische Ausbildung oder eine Lizenz, welche man beim Deutschen Handballbund, durch Ablegen einer Prüfung, erwerben kann. Hierbei wird das Wissen über verbandsrechtliche und vertragsrechtliche sowie weitere rechtlicher Gebiete geprüft und bewertet. Wird diese erteilt. Darf man als lizenzierte Spielervermittler tätig sein. Weiterhin sollte man aus meiner Sicht ein solide berufliche Ausbildung mit wirtschaftlichem und rechtlichem Hintergrund haben. Handball.de: Hat man ohne Beziehungen überhaupt eine Chance auf einen erfolgreichen Berufseinstieg? 
Björn Schultz: „Das ist sehr, sehr schwer und bedeutet viele Jahre ein Investieren von Zeit und Engagement, um das Vertrauen in seine Arbeit seitens der Spieler zu erhalten. Sollte man dieses nicht bekommen, auch nicht über eine Dritte, ist das nicht möglich. Handball.de: Die wichtigste Aufgabe eines Beraters dürften die Vertragsverhandlungen sein. Können Sie uns verraten, wie diese ablaufen? 
Björn Schulz: „Auch bei uns entscheiden Angebot und Nachfrage über den Preis. Die Vereine wissen genauso gut wie die Berater, auf welchem Niveau sich das Gehalt bewegen dürfte. Meist gibt es drei ,vier Termine, bei denen beide Seiten ihre Vorstellungen austauschen. Handball.de: Viele Menschen glauben, Spielerberater würden ihren Klienten oftmals zu einem Vereinswechsel raten, weil sie bei einem Wechsel mehr Geld verdienen. 
Björn Schultz: „Das ist nicht richtig. Ein Spielervermittler bekommt auch bei einer erneuten Vermittlung eines Arbeitsvertrages beim aktuellen Arbeitgeber eine Provision. Handball.de: Welche Aufgaben hat ein Berater abgesehen von den Vertragsverhandlungen zu erledigen?
Björn Schultz: „Je nach Bekanntheitsgrad des Spielers fallen Öffentlichkeitsarbeit und Sponsorenakquise an. Überhaupt ist uns der regelmäßige Kontakt zu den Sportlern wichtig. Wir besuchen regelmäßig Spiele unserer Klienten und treffen uns auch privat mit ihnen. Zudem bieten wir unseren Spielern eine Rechtsberatung, Steuerberatung und Finanzberatung an. Leider gibt es in unserer Branche schwarze Schafe, die dabei mehr auf ihre eigenen Vorteile achten.“ Handball.de: Haben Sie ein Beispiel? 
Björn Schultz: „Es gab erst vor zwei, drei Jahren eine Person, die an Spieler herangetreten ist und ihnen zum Teil überteuerte Immobilien verkauft hat. Diese Person ist auch an uns herangetreten. Wir haben diese Angebote geprüft und abgelehnt. Von unseren Spielern ist keiner betroffen.“ Handball.de: Überhaupt haben Spielerberater den unschönen Ruf, nur auf das eigene Portemonnaie zu schauen und nicht nach den Interessen des Spielers zu handeln. 
Björn Schultz: „Sicherlich wollen einige Spielerberater nur viel Geld für ihre Klienten und sich herausholen. Das ist legitim. Gerade bei jungen Spielern sollte man allerdings die Spielpraxis und die Entwicklung in den Vordergrund stellen. Deshalb empfehlen wir in der Regel nicht, als junger Spieler zu einem Top-Klub zu wechseln. Durch dessen Ansprüche und Alltag in Meisterschaft, Pokal und Europapokal ist eine positive Entwicklung des Spielers kaum möglich, da beispielsweise in englischen Wochen wenig trainiert und meistens nur die erfahrenen, etablierten Spieler zum Einsatz kommen. Die jungen Sportler sollten da hingehen, wo sie spielen, spielen, spielen und optimale Trainingsbedingungen und -umfänge bekommen und einen Trainer haben, der junge Spieler ausbilden kann und möchte. Handball.de: Trotzdem gibt es immer wieder Spieler, die vorschnell zu einem Topverein wechseln und auf der Bank versauern. 
Björn Schultz: „Das gab es in der jüngeren Vergangenheit öfter. Letztendlich sind die Spieler mündig und müssen das selber entscheiden. Allerdings sollten auch die Vereine ihrer Verantwortung gerecht werden. Sie sollten einem jungen Spieler offen und ehrlich sagen, dass man auf seiner Position bereits zwei Topleute hat, Titel gewinnen will und dadurch die Chance auf viele Einsatzzeiten gering ist.“ Handball.de: Sind die Vereine also oft nicht ehrlich zu den Spielern?
Björn Schultz: "Unehrlich sicherlich nicht. Das ist das Geschäft. Es gibt aber genügend warnende Beispiele und die sollte man beleuchten und hinterfragen und daraus als junger Spieler seine Schlüsse ziehen.“ Handball.de: Ab wann braucht ein junger Spieler überhaupt einen Spielerberater? Bereits als Juniorenspieler oder erst als Profi? 
Björn Schultz: „Das hängt vom jeweiligen Spieler und seinem Umfeld ab. In der Regel haben Eltern und junge Spieler kaum Erfahrung mit der gesamten Prozedure. Es geht nicht nur darum zu entscheiden, wann und ob man den Verein wechselt und welcher Verein der richtige für einen ist. Es geht auch darum zu überlegen, ob und wie sich die sportliche Laufbahn mit einem Studium oder einer Berufsausbildung vereinbaren lässt. Das ist uns sehr wichtig. Der Traum von der Bundesliga kann schnell vorbei sein.“ Handball.de: Wie gelangen junge Sportler überhaupt an einen Berater? Bewerben sie sich bei Ihnen? 
Björn Schultz: „Das ist eher ungewöhnlich. Normalerweise gehen wir auf die Spieler zu. Wir haben einen guten Marktüberblick und wissen, was bei den Vereinen im Nachwuchs passiert. Zudem sind wir bei großen Junioren-Events, also beispielsweise bei Welt- und Europameisterschaften, vor Ort. Wir halten immer Ausschau nach jungen Talenten.“ Handball.de: Früher gab es noch keine Spielerberater. Die Spieler haben ihre Verträge selber ausgehandelt. Heutzutage hat jeder einen Berater. Wie ist diese Entwicklung zu erklären? 
Björn Schultz: „Die Vereine sind heute auch Arbeitgeber und diese Entwicklung im Sport verlief parallel zum normalen Wirtschaftsleben. Unternehmen und Headhunter suchen nach fähigem Personal und kontaktieren diese, um diese für sich erfolgreich im Unternehmen einzubauen oder an diese zu vermitteln. Das ist im Sport nicht anders.“ Handball.de: Im Sport scheint das allerdings noch verbreiteter zu sein.
Björn Schultz: "Das kann sein, obwohl die Top-Leute in den Unternehmen auch in der Regel seitens der Headhunter und Vermittler Angebote anderer Unternehmen erhalten und ihren Marktwert dadurch ganz gut einschätzen können. Das ist normal. In unserer Branche ist es den Spielern auch wichtig, einen Berater zu haben, der einen sehr guten Marktüberblick hat und weiß, was sein Klient wert ist. Darüber hinaus zählen ja auch noch andere Aspekte. Beispielsweise wünschen sich Sportler vermehrt eine Full-Service-Agentur. Sie möchten nicht einen separaten Steuerberater und Juristen, sondern sich bei allen Anliegen an die gleiche Agentur wenden. Genau das bieten wir an.“ „