Das letzte Saisonspiel hätte an keinem passenderen Ort stattfinden können. Patrick Wiencek reiste mit dem VfL Gummersbach zum THW Kiel, seinem baldigen Arbeitgeber. Der 2-Meter-Hüne schien höchstmotiviert zu sein. Er wollte seinem zukünftigen Trainer Alfred Gislason gleich zeigen, was er an ihm haben wird. Leider erwischte der Kreisläufer (wie die ganze Mannschaft) einen rabenschwarzen Tag. Die 29:39 Niederlage schien ihn besonders zu ärgern. Vielleicht weil er spüren musste, dass beim Rekordmeister auf einem ganz anderen Niveau gespielt wird. Wird er sich in dieser Ausnahmemannschaft wirklich etablieren können? Ob ich spiele oder nicht, wird man sehen. Es herrscht ein großer Konkurrenzkampf. Dem möchte ich mich stellen und alles dafür geben“, äußert sich der 23-Jährige zurückhaltend. Trotzdem ist er überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben: „Allzu lange musste ich darüber nicht nachdenken. Man kriegt nicht oft im Leben ein Angebot vom THW Kiel.“ Bereits Anfang 2011 bahnte sich ein Wechsel in den Norden an. Patrick Wiencek soll dem damaligen THW-Manager Uli Derad bereits per Handschlag zugesagt haben. Leider ohne seinen Verein zu informieren. Schnell trat Unruhe in Gummersbach auf. VfL-Geschäftsführer Axel Geerken hatte kein Verständnis für das Verhalten des Spielers und des THW Kiel. Wiencek wurde vorübergehend suspendiert, der Wechsel platzte. „Das ist längst verjährt“, winkt der Athlet ab. „Ich habe einen Fehler gemacht, der Verein auch. Wir haben damit gelebt. Ich wollte einfach nur Handball spielen. Der Rest war mir egal.“ Wiencek spielte eine weitere starke Saison in Gummersbach, ließ den Vertrag nun auslaufen und unterschrieb beim THW. Hier soll er langfristig die Nachfolge von Marcus Ahlm antreten. Mehrere Spitznamen, außergewöhnliche Kräfte Patrick Wiencek hat viele Spitznamen. Er wird aufgrund seiner besonderen Kräfte „Bam Bam“ (in Anlehnung an die Zeichentrickserie Familie Feuerstein) „Koloss von Rhodos“ oder „Turm in der Schlacht“ genannt. Mit einem Körpergewicht von mehr als 110 Kilogramm verbreitet er Respekt. Zumal er nicht zimperlich agiert. „In der Abwehr haue ich schon mal gerne kräftig rauf“, gibt er zu. Er hat kein Problem damit, auch selber einstecken zu müssen. „Mein Körper ist voll mit blauen Flecken. Ich habe mich daran gewöhnt und achte schon gar nicht mehr darauf“, sagt Wiencek. Härte und Tempo – genau diese Aspekte schätzt er am Handball. Oliver Roggisch ist seit der Jugend sein großes Vorbild. „Ich fand es schon immer beeindruckend, wie er in der Abwehr stand und die Leute motiviert hat.“ Ein Spätstarter
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