Bei der Handball-Europameisterschaft zog sich Michael Haaß einen Bruch des Sprunggelenks zu. Fast ein halbes Jahr musste der Rückraumspieler pausieren. Ende Juli gab er beim Testspiel gegen TV Gerolzhofen (49:17) sein Comeback. Der 28-Jährige hofft nun auf eine erfolgreiche Saison. Mit Handball.de-Mitarbeiter Oliver Jensen sprach er über seine langwierige Verletzung, seine Ambitionen mit FRISCH AUF! Göppingen und einen möglichen Vereinswechsel. Herr Haaß, was war das für ein Gefühl, wieder auf dem Feld zu stehen?
Michael Haaß: "Nachdem ich fünf Monate nur Fitnesstraining machen konnte, war ich froh, endlich wieder mit dem Ball spielen zu können. Ich hätte bereits in den zwei Spielen zuvor auflaufen können. Aber mir fehlte das handballspezifische Training und ich brauchte mehr Sicherheit." Wie fit fühlen Sie sich nach der langen Verletzung?
Michael Haaß: "Ich bin fit, das ist kein Problem. Mir fehlt lediglich das Gefühl für das Spiel. Das Timing und die Fähigkeit, im Spiel die richtigen Entscheidungen zu treffen, sind noch nicht vorhanden. Das wird von Einsatz zu Einsatz besser. Ich bin guter Dinge, dass ich zum Saisonbeginn mein altes Niveau erreicht habe." Ist das nicht ein wenig zu optimistisch? Es gibt die Faustregel, dass man genauso lange, wie die Verletzung vorhanden war, noch einmal braucht, um die alte Form zu erlangen. Das wäre dann Ende des Jahres.
Michael Haaß: "Ich kenne diese Theorie. Aber im Profisport kann sich das niemand erlauben. Ich hoffe, dass es bei mir schneller geht." Wie schwierig war es für Sie, nach dem EM-Spiel gegen Polen die Verletzung zu verarbeiten?
Michael Haaß: "Ich musste mich damit abfinden. Es ist nicht einfach, bei den Spielen der Mannschaftskameraden nur zuzuschauen. Ich sah, wie meine Kollegen kämpften, konnte aber nicht helfen. Statt mit dem Ball zu trainieren, musste ich jeden Tag in die Reha. Das ist eine zähe Angelegenheit. Alleine das Duschen mit Krücken und Gips ist kein Spaß. Es ist ein großer Einschnitt, seinen Beruf nicht ausüben zu können. Aber das gehört dazu. Niemand kann davon ausgehen, zwölf Jahre ohne Verletzung Profisport zu betreiben." Benötigen Ihre Freunde und Familie ein dickes Fell, um mit Ihren Launen während einer Verletzungspause klarzukommen?
Michael Haaß: "Ich habe versucht zu vermeiden, privat ungenießbar zu sein. Genügend Zeit, um die Verletzung zu verarbeiten, hatte ich jedenfalls. Außerdem habe ich festgestellt, dass man als Verletzter einen strukturierten Tagesablauf hat. Manchmal war es angenehm, das Wochenende zu Hause zu verbringen und keine Auswärtsfahrten zu haben." Sprechen wir über die bevorstehende Saison: Sie haben eine lange Verletzungspause hinter sich, ihr Teamkollege Manuel Späth kann bis Saisonstart aufgrund einer Daumenverletzung nicht mit dem Ball trainieren. Das ist keine ideale Ausgangsposition, oder?
Michael Haaß: "Allgemein verläuft unsere Vorbereitung nicht optimal. Wir haben wenig Leute, unsere Olympia-Teilnehmer sind noch nicht zurück, außerdem gibt es in unserem Kader keinen gelernten Kreisläufer. Das ist blöd. Aber das gilt nicht als Ausrede für einen verpatzten Saisonstart. Wir müssen uns so gut einspielen, wie es eben möglich ist."