Nationalspieler Christoph Theuerkauf (28) lässt exklusiv auf Handball.de das Turnier Revue passieren und spricht über die Niederlage gegen Spanien, fehlende Erfahrung und die zukünftigen Titelambitionen. Handball.de: Herr Theuerkauf, welches Gefühl überwiegt momentan? Der Stolz auf ein tolles Turnier oder noch immer die Enttäuschung über die knappe Niederlage gegen Spanien?
Theuerkauf: Es ist von beidem etwas vorhanden. Natürlich sind wir stolz darauf, was wir erreicht haben. Vor dem Turnier war damit nicht zu rechnen. Einmal wegen den Ausfällen, aber auch wegen den schlechten Quali-Spielen gegen Montenegro und Israel. Der Druck der Presse und der Öffentlichkeit war groß. Nun haben wir den deutschen Handball wieder populärer gemacht.“ Handball.de: Aber…?
Theuerkauf: „Die Trauer ist schon groß. Mittwoch spielten wir noch in Spanien, am Donnerstag saß man wieder zu Hause und muss das Turnier aus der Ferne verfolgen. Ein 5. Platz ist gut, aber wir haben letztendlich nichts in der Hand. Weil wir uns von Spiel zu Spiel weiterentwickelt haben, erhofften wir uns etwas mehr. Aber letztendlich war Spanien in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft und hat uns verdient geschlagen.“ Handball.de: Dabei hat Deutschland gegen Spanien mehrfach geführt. Was hat letztendlich zum Sieg gefehlt?
Theuerkauf: „Die Cleverness und Abgezocktheit. Spanien hatte vor allem zwei Spieler, die uns kaputt gemacht haben.“ Handball.de: Alberto Entrerrios und Julen Aguinagalde…
Theuerkauf: „Genau. Aguinagalde wurde Dritter bei der Wahl zum Welthandballer, spielt seit Jahren bei Ciudad Real bzw. Atletico Madrid auf höchstem Niveau. Er hat nicht nur viele Länderspiele gemacht, sondern auch auf nationaler Ebene und in der Champions League bereits unzählige Drucksituationen erlebt. Und Entrerrios ist mit seinen 36 Jahren ohnehin ein sehr erfahrener Spieler.“ Handball.de: Und das fehlte der deutschen Mannschaft?
Theuerkauf: „Die Breite unseres Kaders war über das gesamte Turnier ein Plus. Die Zusammenstellung war super, wir haben uns alle füreinander zerrissen. Aber in den entscheidenden Phasen fehlte vielleicht die Erfahrung eines Kaufmanns, Glandorfs oder Gensheimers. Ein einfaches Tor, das diese Spieler hätten werfen können, wäre manchmal hilfreich gewesen. Wir hatten jedoch ein junges Team mit vielen Debütanten und haben trotzdem einen guten Job gemacht.“ Handball.de: Christian Schwarzer hat gegenüber Handball.de gesagt, dass es großen Spaß bereitet, beim Gastgeber anzutreten und das gesamte Publikum gegen sich zu haben. Können Sie das bestätigen?
Theuerkauf: „Wir haben versucht, das mit einer gewissen Lockerheit anzugehen. Trotz der Brisanz des Spiels hatten wir immer ein Lächeln auf den Lippen und haben das genossen. Trotzdem hat die Atmosphäre den Spaniern in manchen Phasen etwas Rückenwind verliehen. Der Druck auf den Schiedsrichter war natürlich auch groß.“ Handball.de: Glauben Sie, dass die Schiedsrichter sich davon beeindrucken ließen? Speziell bei den Zeitstrafen schien Deutschland nicht unbedingt übervorteilt zu werden.
Theuerkauf: „An den Schiedsrichtern möchte ich das nicht festmachen. Es gibt natürlich immer sehr schwierige Entscheidungen, bei denen es sowohl ein Stürmerfoul wie auch ein Foul vom Verteidiger sein könnte. Dass ein Schiedsrichter vor über 11.000 frenetischen Zuschauern dann eventuell für die Heimmannschaft entscheidet, mag so sein. Aber wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Wenn wir cleverer spielen, gibt es solche kniffligen Entscheidungen gar nicht erst.“ „